Hingekritzelt
Früher, als ich noch ein Kind war, gab es die Welt praktisch nur in schwarz-weiß. Farben wurden nur sonntags und vielleicht noch an hohen kirchlichen Feiertagen verwendet.
Computer funktionierten mechanisch, lediglich Applecomputer konnten schon mit Dampf betrieben werden.
Wollte man an eben jenen Computern spielen, musste man ihnen durch Eintippen meist englischer Wörter oder Wortkombinationen klarmachen, was sie denn nun tun sollten.
Hatte man Pech, war man an ein Spiel geraten, das selbst vor Sätzen wie "go north" kapitulierte und mit einem fröhlichen "I don't know how to do that" reagierte.
Hatte man Glück, spielte man ein Spiel der Firma Infocom und da sah es dann so aus: "Go north, kill the dragon, loot the dragons treasure, go home and make a cup of tea" worauf das Programm in der Regel fragte "Earl Grey or Darjeeling first flush?".
Der sogenannte Parser, der die Worte, die man ihm hinwarf, verstehen und in nachvollziehbare Handlungen umsetzen sollte, war seinerzeit bei Infocom legendär und umfasste mehrere hundert Worte.
Und jetzt gibt es ein Spiel, das antritt, jene Legende in ihre Schranken zu weisen, indem es behauptet, weit über 10.000 Wörter zu verstehen und in sinnvolle Dinge umsetzen zu können.
Scribblenauts.
Das Spiel gibt es im Moment nur für den Nintendo DS, was aus zwei Gründen sinnvoll ist. Zum einen besteht es aus einer Unmenge kleiner Aufgaben, ist also ideal als Häppchen für zwischendurch, zum anderen kann man es fast komplett mit dem Stylus steuern, von der Bewegung des Hauptcharakters bis zur Eingabe eben jener 10.000 und mehr Wörter.
Wie funktioniert es nun?
Der Spieler verkörpert einen kleinen Knaben, der je Spielelevel eine Aufgabe gestellt bekommt, die er lösen muss, um einen Stern ("Starite") zu erhalten und das Level erfolgreich abzuschließen. Eine solche Aufgabe kann zum Beispiel sein "Beschütze das Butterbrot vor den Spinnen!". Jetzt ist die Kreativität des Spielers gefragt, denn er muss sich nun eine Möglichkeit überlegen, wie man zwei von links und rechts auf ein in der Mitte des Bildschirm liegendes Butterbrot zu marschierende Spinnen davon abhalten kann, an das Brot zu kommen.
Ich habe mir überlegt, dass Wände hilfreich sein könnten.
Also gehe ich in das Eingabemenü und schreibe das Wort "Wand", entweder durch Antippen einer eingeblendeten Tastatur oder durch Schreiben der einzelnen Buchstaben, was aber gelegntlich etwas knifflig ist. Das Programm erkennt dieses Wort und zeichnet mir eine Wand, die ich nun an beliebiger Stelle im Level abstellen kann - sinnvoller Weise natürlich vor die Spinne.
Da aber noch eine zweite Spinne kommt, schreibe ich einfach noch einmal "Wand" - hoffentlich schnell genug - eine zweite Wand erscheint, ich setze sie vor die andere Spinne und das Butterbrot ist gerettet.
Meine Tochter, wesentlich pragmatischer veranlagt, hat bei der gleichen Aufgabe einfach "Kiste" geschrieben, das Butterbrot in die darauf hin erschienene Holzkiste gelegt und ebenfalls die Aufgabe gelöst.
Vermutlich hätte man auch "Hammer" schreiben können und mit dem dann erscheinenden Werkzeug die Spinnen platthauen können. Oder mit "Pistole" die Biester erschießen.
Das hätte dann aber Punktabzug wegen Waffeneinsatzes gegeben. Und Punkte sind wichtig, entsprechen sie doch der Spielwährung "Ollar", mit der man neue Level kaufen und andere Charaktere freischalten kann.
Nicht jedes Level ist unter Zeitdruck zu lösen, aber es gibt umso mehr Punkte, je schneller man eine Lösung findet. Ausserdem gibt es Punkte für besonders kreative Lösungen, für erstmaliges Verwenden von Begriffen, für den Einsatz bestimmter Gegenstände usw.
Mal liegt die Lösung auf der Hand, mal ist es kniffliger und manchmal muss man auch um die Ecke denken.

Wenn mir das Programm zum Beispiel die Aufgabe stellt "Hol die Katze des Mädchens vom Dach herunter!" komme ich als erstes auf die Idee mit der Leiter. Die ist aber zu kurz. Der Kran passt nicht hin, der ist zu groß. Womit lockt man also Katzen? Mit Mäusen natürlich! Schreibe ich aber Maus, stellt mir das Programm nicht einen handelsüblichen Nager zur Verfügung, sondern eine Computermaus.
Kein Problem, dann bewerf ich die Katze halt damit.
Und tatsächlich, nach drei Treffern mit der Maus fällt die Katze vom Dach, das Mädchen ist glücklich, das Level ist gelöst.
Ob nun tatsächlich mehr als 10.000 Wörter verstanden werden, habe ich noch nicht ausprobiert, aber es gibt eine Menge Begriffe, die das Programm sinnvoll umsetzt - wenn man sie richtig schreibt.
Es ist also nichts für die ganz Kleinen, aber Kinder ab acht sollten damit ebensoviel Freude haben wie Erwachsene.
Die Grafik ist putzig und zweckmäßig, technisch kann der DS sicher mehr, aber für das Spiel ist es absolut ok, der Sound ist unauffällig - wenn er läuft, stört es nicht, und wenn die Lautstärke heruntergedreht ist, macht es das Spiel auch nicht schlechter.
In Anbetracht der unüberschaubaren Menge mieser DS-Programme, die den Markt überschwemmen, ist Scribblenauts eine Programmperle, die man sich zulegen sollte, wenn man sich auch nur ein wenig für Spiele dieser Art erwärmen kann.
Es macht Spaß, es ist herausfordernd und ein guter Beweis dafür, dass selbst ein Spieleprinzip, das in meiner Jugend aus der Taufe gehoben wurde, auch heute noch fesseln kann.
Was will man mehr?
Computer funktionierten mechanisch, lediglich Applecomputer konnten schon mit Dampf betrieben werden.
Wollte man an eben jenen Computern spielen, musste man ihnen durch Eintippen meist englischer Wörter oder Wortkombinationen klarmachen, was sie denn nun tun sollten.
Hatte man Pech, war man an ein Spiel geraten, das selbst vor Sätzen wie "go north" kapitulierte und mit einem fröhlichen "I don't know how to do that" reagierte.
Hatte man Glück, spielte man ein Spiel der Firma Infocom und da sah es dann so aus: "Go north, kill the dragon, loot the dragons treasure, go home and make a cup of tea" worauf das Programm in der Regel fragte "Earl Grey or Darjeeling first flush?".
Der sogenannte Parser, der die Worte, die man ihm hinwarf, verstehen und in nachvollziehbare Handlungen umsetzen sollte, war seinerzeit bei Infocom legendär und umfasste mehrere hundert Worte.
Und jetzt gibt es ein Spiel, das antritt, jene Legende in ihre Schranken zu weisen, indem es behauptet, weit über 10.000 Wörter zu verstehen und in sinnvolle Dinge umsetzen zu können.
Scribblenauts.
Das Spiel gibt es im Moment nur für den Nintendo DS, was aus zwei Gründen sinnvoll ist. Zum einen besteht es aus einer Unmenge kleiner Aufgaben, ist also ideal als Häppchen für zwischendurch, zum anderen kann man es fast komplett mit dem Stylus steuern, von der Bewegung des Hauptcharakters bis zur Eingabe eben jener 10.000 und mehr Wörter.
Wie funktioniert es nun?
Der Spieler verkörpert einen kleinen Knaben, der je Spielelevel eine Aufgabe gestellt bekommt, die er lösen muss, um einen Stern ("Starite") zu erhalten und das Level erfolgreich abzuschließen. Eine solche Aufgabe kann zum Beispiel sein "Beschütze das Butterbrot vor den Spinnen!". Jetzt ist die Kreativität des Spielers gefragt, denn er muss sich nun eine Möglichkeit überlegen, wie man zwei von links und rechts auf ein in der Mitte des Bildschirm liegendes Butterbrot zu marschierende Spinnen davon abhalten kann, an das Brot zu kommen.
Ich habe mir überlegt, dass Wände hilfreich sein könnten.
Also gehe ich in das Eingabemenü und schreibe das Wort "Wand", entweder durch Antippen einer eingeblendeten Tastatur oder durch Schreiben der einzelnen Buchstaben, was aber gelegntlich etwas knifflig ist. Das Programm erkennt dieses Wort und zeichnet mir eine Wand, die ich nun an beliebiger Stelle im Level abstellen kann - sinnvoller Weise natürlich vor die Spinne.
Da aber noch eine zweite Spinne kommt, schreibe ich einfach noch einmal "Wand" - hoffentlich schnell genug - eine zweite Wand erscheint, ich setze sie vor die andere Spinne und das Butterbrot ist gerettet.
Meine Tochter, wesentlich pragmatischer veranlagt, hat bei der gleichen Aufgabe einfach "Kiste" geschrieben, das Butterbrot in die darauf hin erschienene Holzkiste gelegt und ebenfalls die Aufgabe gelöst.
Vermutlich hätte man auch "Hammer" schreiben können und mit dem dann erscheinenden Werkzeug die Spinnen platthauen können. Oder mit "Pistole" die Biester erschießen.
Das hätte dann aber Punktabzug wegen Waffeneinsatzes gegeben. Und Punkte sind wichtig, entsprechen sie doch der Spielwährung "Ollar", mit der man neue Level kaufen und andere Charaktere freischalten kann.
Nicht jedes Level ist unter Zeitdruck zu lösen, aber es gibt umso mehr Punkte, je schneller man eine Lösung findet. Ausserdem gibt es Punkte für besonders kreative Lösungen, für erstmaliges Verwenden von Begriffen, für den Einsatz bestimmter Gegenstände usw.
Mal liegt die Lösung auf der Hand, mal ist es kniffliger und manchmal muss man auch um die Ecke denken.
Wenn mir das Programm zum Beispiel die Aufgabe stellt "Hol die Katze des Mädchens vom Dach herunter!" komme ich als erstes auf die Idee mit der Leiter. Die ist aber zu kurz. Der Kran passt nicht hin, der ist zu groß. Womit lockt man also Katzen? Mit Mäusen natürlich! Schreibe ich aber Maus, stellt mir das Programm nicht einen handelsüblichen Nager zur Verfügung, sondern eine Computermaus.
Kein Problem, dann bewerf ich die Katze halt damit.
Und tatsächlich, nach drei Treffern mit der Maus fällt die Katze vom Dach, das Mädchen ist glücklich, das Level ist gelöst.
Ob nun tatsächlich mehr als 10.000 Wörter verstanden werden, habe ich noch nicht ausprobiert, aber es gibt eine Menge Begriffe, die das Programm sinnvoll umsetzt - wenn man sie richtig schreibt.
Es ist also nichts für die ganz Kleinen, aber Kinder ab acht sollten damit ebensoviel Freude haben wie Erwachsene.
Die Grafik ist putzig und zweckmäßig, technisch kann der DS sicher mehr, aber für das Spiel ist es absolut ok, der Sound ist unauffällig - wenn er läuft, stört es nicht, und wenn die Lautstärke heruntergedreht ist, macht es das Spiel auch nicht schlechter.
In Anbetracht der unüberschaubaren Menge mieser DS-Programme, die den Markt überschwemmen, ist Scribblenauts eine Programmperle, die man sich zulegen sollte, wenn man sich auch nur ein wenig für Spiele dieser Art erwärmen kann.
Es macht Spaß, es ist herausfordernd und ein guter Beweis dafür, dass selbst ein Spieleprinzip, das in meiner Jugend aus der Taufe gehoben wurde, auch heute noch fesseln kann.
Was will man mehr?
Mein erstes Adventure: Asylum für den Atari.
AntwortenLöschen_Go North.
>I don't know how to do that.
_Open door
>I don't know how to do that.
_fuck you
>I don't know...
Darjeeling first flush, bitte!
AntwortenLöschenJedenfalls weiß ich jetzt, was ich einem Freunde, dem ich mal meine DS gegen eine DVD-Sammlung von Eddie Izzard getauscht habe und der ein leidenschaftlicher Tüftler und Rätsler ist, schenken kann. ;)
AntwortenLöschenLohnt sich wirklich. Und danke für den Link.
AntwortenLöschenGerne. :)
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