Das Verleumdungs-Construction-Kit

Casualspiele wie z.B. Bejeweled oder Farmville erfreuen sich großer Beliebtheit.
Oft belächelt von der Spielergemeinde, nimmt das Casualgame nun ordentlich Fahrt auf, und schon vor Monaten machte sich eine Goldgräberstimmung breit, der sich selbst der große Sid Meier (Designer der Civilization-Reihe und Pirates) nicht entziehen konnte.
Daher ergießt sich seit geraumer Zeit ein nicht enden wollender Schwall an Casualgames über Internet, iPhone und so ziemlich alle sozialen Netzwerke. Somit auch Facebook.

Facebook hat nun ein neues Spiel, oder eine Anwendung. Da sind die Übergänge im Casual-Game Moloch ja eher fließend.
Das Spiel nennt sich "Friend Facts" und es stellt vordergründig harmlos witzige Fragen der Art: " Glaubst du, dass XY einen geheimen Fetisch hat?" (Mir passiert im Falle von Tobi K. keine Angst, ich habe die Frage nicht beantwortet).

Nun ist es ja so, dass man das nicht ernst nehmen muss. Und wenn ein, sich für bahnbrechend witzig haltender, Zeitgenosse meint die Herrschaften auf seiner Freundesliste ein wenig verulken zu müssen, dann kann man es ja ignorieren.
Dies macht man ja auch meist.
Der Disclaimer von "Friend Facts" sagt ja auch, dass es NUR zur Unterhaltung dient. Dummerweise sagt er das in seeehr kleinen Buchstaben.

Da liegt viel Potenzial für üble Nachrede auf der Lauer. Sozusagen ein Verleumdungs-Construction-Kit.
Man mag mir da nun vorwerfen, dass ich überreagiere. Mag ja sein.
Aber wer über die Porzellankante des eigenen Tellerrandes hinausschaut und die menschliche Natur ein wenig im Blick hat, sieht folgendes.

Dies wird nicht das einzige Programm dieser Art bleiben. Und die folgenden werden auch nicht mehr so nett sein.

Was allerdings noch weitaus schlimmer ist, als der Ärger über eine ungerecht beantwortete Frage zur eignenen Person, ist der berufliche Faktor.
Ja, Herrschaften, den gibt es.
Denn 75% aller Personalchefs in Amiland, leuchten ihre potenziellen Angestellten via Google, Yahoo, und nicht zuletzt Facebook ab. (Und was Amiland heute macht, das machen alle anderen morgen nach).
Diese Damen und Herren schauen sich alles an, was öffentlich einsehbar ist, somit natürlich auch diverse Highscores in Spielen, welche auch vom Arbeitsplatz gespielt werden können, und logischerweise auch solche Geschichten, wie "Friend Facts".
Da kann es schon sein, dass eine heute beantwortete "oh wie witzig" Frage , einem Bewerber in ein paar Monaten oder gar Jahren, noch vor dem Vorstellungsgespräch, das Genick bricht. ...und er wird nie erfahren warum.

Ausserdem, Herrschaften, das Internet vergisst nichts.

Kommentare

  1. Doch, ein bisschen vergisst es jetzt schon:
    http://www.heise.de/newsticker/meldung/Karlsruhe-kippt-Vorratsdatenspeicherung-2-Update-943695.html

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  2. Wer weiß, was da noch so alles in den Caches lauert.
    Ehrlich, lieber Womble, da spiel ich doch lieber meinen bejeweled-Clone Cradle of Rome weiter. Da hab ich nämlich die drei Euronen ausgegeben, um es locker und endlos von Zuhause aus spielen zu können, und hab schon seit 14 Tagen Spaß dran, ohne dass wer im Netz vermuten kann, dass und was ich grad spiele.

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  3. Hah, aber jetzt wissen wir es. Nicht, dass das irgend etwas machen würde...
    Aber mal im Ernst - es sollte den Internet-Nutzern natürlich schon bewusst sein, dass sie ihre Daten genauso gut auch ans schwarze Brett hängen können, mit dem kleinen Unterschied, dass man sie da selber wieder herunter nehmen kann.
    Wer aber auf der Suche nach seinen 15 Minuten Ruhm oder auf der Jagd nach dem kostenlosen Hundefutterpröbchen den Datenexhibitionisten gibt, sollte sich hinterher nicht beschweren.

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