Mony, Mony

So, jetzt stellen Sie sich mal bitte vor, Sie hätten ein Auto gekauft.
Großes Auto, schön anzusehen, lässt sich toll fahren.
Sie fahren damit auf der Landstraße und auf der Autobahn. Macht mächtig viel Spaß. Und jetzt denken Sie sich, dass man gemeinsam doch noch vielmehr Spaß hätte und wollen den Lebensabschnittspartner Ihres Vertrauens auf dem Beifahrersitz mitnehmen.
Und stellen plötzlich fest: Das Ding hat gar keinen Beifahrersitz!
Aber der Händler Ihres Vertrauens teilt Ihnen jetzt mit Verschwörermiene mit, dass es doch gar kein Problem sei. Man könne nämlich den Beifahrersitz nachrüsten. Kostet nur etwa ein Viertel des Kaufpreises extra.
Absurde Idee?
Im Autosektor vielleicht schon, im Bereich der Software scheint das aber so langsam Gang und Gäbe zu werden.

Jüngstes Beispiel: Battlefield Bad Company 2 aus dem Hause Electronic Arts, schon seit langem ein Meister darin, dem dummen bereitwilligen Kunden durch wohl dosierte Zusatzhäppchen regelmäßig wieder einmal ein Scheinchen aus der Brieftasche zu zaubern.
Da gibt es auch einen Coop-Modus. Macht vermutlich sogar richtig Laune. Aber kostet satte 10 Euro extra. Zusätzlich zum nicht gerade niedrigen Anschaffungspreis des Spiels.
Das Spiel macht fraglos eine Menge Spaß, insoweit kann ich dem Herrn Womble absolut zustimmen.
Aber kurz nach Erscheinen fing EA dann an, kleine Zusätze anzubieten, gegen Geld, selbstverständlich.
Zum Beispiel das Freischalten aller Klassen mit allen Fähigkeiten in einem Rutsch.
Ein absolutes Unding, wie ich finde.
Auch wenn der Herr Womble zurecht meint, dass man mit den freigeschalteten Gerätschaften ja auch erst einmal lernen muss, umzugehen, empfinde ich das als massive Balancestörung.
In etwa so, als ob Blizzard jetzt beschließen würde, gegen einen ordentlichen Aufpreis statt eines Level-1-Charakters in WoW gleich mit einem Level-80-Paladin mit vollständigem T3-Rüstungsset loslegen zu können.
Der Aufschrei wäre berechtigter Weise gigantisch. Natürlich kann man solche Charaktere schon jetzt kaufen und manch einer tut das auch. Aber laut Blizzards Nutzungsbedingungen ist das verboten und wer es trotzdem tut riskiert eine Accountlöschung.
EA hingegen verkauft sogar selber. Übrigens sind das keine neuen Items, die vielleicht aufwendig hätten programmiert werden müssen - neinnein, die ganzen Features sind schon auf der Spieledisc drauf, ich muss nur dafür zahlen, will ich sie schneller nutzen.

Wäre Battlefield ein kostenloses Onlinegame, dessen Hersteller vom Verkauf der Ingame-Items leben, hätte ich absolut Verständnis dafür, aber EA verkauft ja schon die Ausgangssoftware zu einem gesalzenen Preis. Und selbst die kann ich schon nur als Erstkäufer vollständig nutzen, weil die - selbstverständlich auch schon direkt auf der Disc befindlichen - Extra-Maps nur per VIP-Code verfügbar sind. Und den habe ich entweder als Erstkäufer oder aber kann ihn, wenn ich denn das Spiel frecherweise gebraucht kaufte, gegen einen kleinen Aufpreis von etwa 15 Euro bei EA erwerben.
Aus Unternehmenssicht ist das natürlich bei etwa 5 Millionen abgesetzter Spiele eine Goldgrube, aus Spielersicht einfach nur eine Unverschämtheit.
Denn hier wird keine Mehrleistung geboten. Der Erstkäufer nutzt den Onlinemodus nach dem Verkauf ja zwangsläufig nicht mehr und der Zweitkäufer kann ihn nur nutzen, wenn er ihn nochmal bezahlt.
Um auf das hübsche Autobeispiel vom Eingang zurückzukommen: Das ist so, als ob ich einen Geländewagen gebraucht kaufe und dann dem Autohersteller nochmal ein Viertel des Kaufpreises zahlen muss, damit er die Geländeoption, die nur dem Erstwagenkäufer zur Verfügung steht, auch für mich wieder freischaltet.
Das ist, wie gesagt, alles nicht illegal, aber unverschämt ist es trotzdem.
Und mir als Kunden, der weder in der Lage noch Willens ist, mittels technischer Manipulationen das Spiel vollständig nutzen zu können und daher entweder die Spiele neu kaufen oder aber den VIP-Pass nachkaufen muss, bleiben nur zwei Möglichkeiten:
Ich schlucke die Kröte und zahle oder ich kauf einfach keine Spiele mehr, die ein solches Geschäftsmodell nutzen. Es ist ja nicht so, als ob es nicht genug andere gute Spiele gäbe.
Für mich ist die Entscheidung relativ einfach, aber wenn genügend andere brav zahlen, werden über kurz oder lang auch andere Spielefirmen das Geschäftsmodell übernehmen.
EA mag zwar kreativer Vorreiter in Sachen Beutelschneiderei sein, aber die anderen Firmen sind auch keine Engel.

Bleibt mir also nur, zu hoffen, dass EA kräftig auf die Nase fällt.
Allein, der rechte Glaube daran fehlt mir doch ein wenig.

Kommentare

  1. Wir hatten's ja damit schon, und ich muss Dir in den meisten Punkten recht geben (bis auf die freikaufbaren Waffen, womit sich jeder selbst den Spaß des Levlens nimmt...das können die Deppen somit anbieten bis sie blaue Ohren kriegen).
    Es war bisher noch kein richtiger Gamebreaker (etwas, das einen unfairen Vorteil gegen Geld verkauft) dabei, bisher war's nur ein wenig dreiste Abzocke seitens EA....Ubisoft wird da sicherlich nachziehen.
    Und Blizzard sehe ich auch schon den 80er ElitepackpaladininT12Rüstung für 100€ anbeiten.
    Sony macht sowas ähnliches, die haben das Online Auktionshaus unter sich in dem für richtiges Geld, virtuelle Gegenstände für Everquest 2 vercheckert werden.
    Das ist die Zukunft.... zumindest der eher negative Teil davon.
    Allerdings bleibt die Hoffnung, dass sich das alles nach EA & cos Versuchsballons "Was die wohl noch alles kaufen?" ein wenig einpendelt und faire Preise aufgerufen werden.
    Cooler Post!

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