Beseelte Marionetten

Beziehungen hat man viele im Leben, einige kommen und gehen, andere halten sich fast ein Leben lang.
Zu den selbstgemachten Menschen hat man meist die intensivsten Beziehungen und die längsten.
Will sagen: Die eigenen Kinder.
Wie sieht das aber im Bezug auf die ganzen Avatare aus, die man im Laufe seiner Gamerlaufbahn zusammenklickt?

Das sind ja auch oftmals selbstgemachte Menschen(ähnliche Wesen).
Da gibt's wiederum zwei Lager.
Die einen hämmern die eigene Spielfigur in 5 Minuten zusammen, und die anderen passen akribisch jedes Detail an.
Dies ist in einigen Vertretern des MMO Genres eher Simpel gehalten (World of Warcraft sei da genannt mit seiner Handvoll Gesichter pro Rasse), und in wieder anderen seeeeeehr komplex (Eve Online, das seit Ende 2010 einen "lebensechten" Charakter Editor ins Feld führt).

Nun zur Frage: Sind die Avatare nur Mittel zum Zweck, also Werkzeuge oder der verlängerte Arm des Spielers in der Welt?
Oooooder sind sie beinahe beseelte Marionetten, welche die Spielwelt für den Spieler erleben?

Ich kann ab hier wohl nur für mich selbst sprechen...und bin, nach längerer Überlegung,... wohl einer der in der Grauzone zwischen den beiden Extremen existiert, aber eher zur besseelten Marionettenfraktion tendiert.
Ich statte nicht jeden Avatar mit einer erdachten Persönlichkeit aus und lebe diese im Spiel.
Es ist wohl eher so, dass ich mir einen Avatar zusammenklicke der mir angenehm und ähnlich genug ist, dass ich meist unbewusst das Erlebte auf mich beziehe.
So sage ich seltenst: "Gestern wurde Barney Shana in Eve Online abgeschossen...", ich sage stattdessen, dass dies MIR passiert ist.
In kleinen, unbewussten Schritten in die Spielwelt.
Wo soll das nur hinführen?...wahrscheinlich in die Matrix.
Und was ist, wenn sie nicht gelöscht werden?
Sausen dann bis in alle Ewigkeiten die Avatare durchs Netz, selbst,wenn die eigentlichen Eltern und Erschaffer schon lange das Zeitliche gesegnet haben?
Sehr wahrscheinlich.
Blizzard sagt zwar, dass die Spielercharaktere mindestens ein halbes Jahr erhalten bleiben, aber es wurden schon Fälle bekannt, in denen sich die User nach Jahren der Abstinenz wieder einloggten und fanden ihren Zwergenkrieger in genau derselben Kneipe wieder, wo sie ihn seinerzeit ausgeloggt haben.
Doch letztenendes sind es nur Marionetten in die wir unsere Wünsche und Hoffnungen legen und die, im Gegensatz zu den meisten von uns, die Heldentaten vollbringen dürfen, die uns verstellt sind.
So schaut's nunmal aus, Herrschaften!

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