Vom Monitor auf die Leinwand - "Spiel"-Filme

Nachdem der Herr Womble ja bereits so trefflich über Spiele zu Filmen geschrieben hat, komme ich jetzt einmal von der anderen Seite an das Thema - Filme zu Spielen.
Man könnte natürlich jetzt tatsächlich den ganzen Artikel auf ein Wort - oder besser zwei Worte beschränken:
Uwe Boll.
Damit wäre schon viel über diesen Zweig der Filmunterhaltung gesagt, denn auch wenn zum Glück die Werke von Herrn Boll nur die Spitze des Eisbergs darstellen (oder eigentlich das genaue Gegenteil der Spitze, also quasi den am tiefsten im Wasser liegenden Punkt des Eisbergs), so sind sie doch symptomatisch für viele „Spiel“-Filme, alldieweil hier oft der Gedanke zu herrschen scheint „der Spielenerd wird’s schon anschauen, weil es ja endlich die Gelegenheit ist, seine geliebten Helden in Fleisch und Blut zu sehen. Müssen wir uns also keine allzu großen Gedanken um die Umsetzung machen“.
Während Spiele zu Filmen schon auf eine relativ lange Geschichte zurückblicken können, ist der Film zum Spiel ein eher jüngeres Phänomen.
Das ist auch relativ leicht nachvollziehbar, war es doch in den 80’ern des letzten Jahrhunderts doch nur sehr wenigen Spielen vorbehalten, schon eine wirkliche Geschichte zu erzählen, die zumindest in Grundzügen als Gerüst für einen halbwegs interessanten Film hätte dienen können.
Ein „Pac Man“ ist nun einmal nicht wirklich tauglich als Hintergrundstory für einen Hollywoodfilm (auch wenn böse Zungen behaupten mögen, Roland Emmerichs „Independence Day“ habe schamlos bei „Space Invaders“ abgekupfert).
Versuchte man es trotzdem, kamen gruselige Machwerke wie „Super Mario Brothers - der Film“ oder „Street Fighter“ heraus.
Beide Filme sind aber schon ganz typisch für Filme zu Spielen: Nicht selten sind große Namen in der Besetzungsliste zu finden (Bei den Gebrüdern Mario war immerhin Dennis Hopper als König Koopa - im Spiel eine Art Drachenschildkröte!), trotzdem wirkt das Resultat eher lieblos hingeschludert und ganz eindeutig auf den Erwerb eines schnellen Euros getrimmt.

Uwe Bolls Filme sind da natürlich ein besonders hübsches Beispiel - sei es nun „Alone in the Dark“, „Dungeon Siege“ oder „Far Cry“: Immer bekommt er ein paar Schauspieler, die zumindest zur oberen B-Riege gehören (Christian Slater, Ray Liotta, Ron Perlman), mal richtig oben waren (Burt Reynolds) oder teilweise sogar noch da sind (John Rhys-Davies) und mit traumwandlerischer Sicherheit kommt jedes Mal ein ziemlicher Mist dabei heraus. Lustigerweise scheinen die Filme aber jedes mal soviel einzuspielen, dass die Finanzierung des nächsten Streifens - sehr zum Bedauern von Film- wie aus Spielefans - immer wieder aufs Neue gesichert zu sein scheint.

Dann gibt es die Filme zu Spielen, die an der Überschätzung ihrer Macher scheitern. Das passiert eigentlich immer dann, wenn ein Spielemacher der Meinung ist, mit der Gestaltung etwas aufwendigerer Zwischensequenzen habe er schon die Weihen zum Blockbusterregisseur erhalten.
Dass das leider nicht so ist, beweisen „Wing Commander - der Film“ und „Final Fantasy - Die Mächte in Dir“ aufs Allertraurigste.

Zum Glück gibt es aber auch ein paar Filme, die nicht gar so grässlich geworden sind.
Als erstes fallen jedermann da natürlich sofort die beiden „Tomb Raider“- Filme ein.
Inhaltlich im Prinzip ein Indiana-Jones-Verschnitt mit einer Frau in der Titelrolle war man aber immerhin clever genug, erst einmal eine recht attraktive Hauptdarstellerin (Angelina Jolie) auszuwählen und ihr dazu noch in beiden Film einen erfahrenen Regisseur zur Seite (Simon „Con Air“ West und Jan „Speed“ de Bont) zur Seite zu stellen. Das Ergebnis ist kein großes Kino, aber wenigstens gute - wenn auch ausgesprochen anspruchslose - Unterhaltung.
Ähnliches lässt sich auch von den mittlerweile vier „Resident Evil“-Filmen sagen, die allerdings noch einen Tacken schlichter gestrickt sind, was allerdings ihrem Erfolg an der Kinokasse keinen Abbruch tut. Ein fünfter Teil ist demnach bereits in der Planung. Der Fairness halber muss man allerdings zugeben, dass hier der zufällig ins Kino verirrte Zombie garantiert auch bestens unterhalten würde, denn Hirn ist für diese Filme ganz sicher nicht erforderlich - allenfalls als leichter Snack für die Untoten unter den Kinozuschauern.

Und zu guter Letzt gibt es da noch ein paar vergleichsweise unbeachtet gebliebene Spielumsetzungen, die durchaus gewisse Stärken aufweisen - etwa die gelungen eingefangene morbide Schaueratmosphäre in „Silent Hill“ oder die - immerhin gut fünf Minuten lange - an einen Ego-Shooter erinnernde Sequenz aus „Doom“.

Vom Spiel zum Film




Was bleibt als Fazit?
Die erste richtig gelungene Umsetzung eines Computerspiels in einen Film steht immer noch aus. Der Film, der sowohl die Fans des Spiels anlockt als auch die „gewöhnlichen“ Kinogänger nicht zum abscheuerfüllten Wegdrehen bringt, muss wohl tatsächlich noch gedreht werden.
Aber immerhin gibt es neben zahllosen Rohrkrepierern auch schon den ein oder anderen Versuch in die richtige Richtung.
Und wenn Hollywood erst einmal verstanden hat, dass ein Film zu einem Spiel auch mehr sein darf als Explosionen im Sekundentakt, könnte daraus tatsächlich noch mal etwas werden.

Kommentare

  1. Du hast den Super Mario Film in der Aufzählung vergessen. Der ist sogar noch schlechter als der ganze Boll Murks zusammen. ^^

    Ich hoffe ja immer noch auf deine gute Spieleverfilmung (vlt. Halo oder Mass Effect) .

    Bisher konnten mich nur FF VII: Advent Children, Silent Hill und die Resident Evil Filme wirklich unterhalten.

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  2. Ihr tut mir bitter Unrecht, werter Imperator, schrob ich doch oben "Versuchte man es trotzdem, kamen gruselige Machwerke wie „Super Mario Brothers - der Film“ oder „Street Fighter“ heraus." - hah! Advent children hab ich leider nicht gesehen, bei den anderen Filmen bin ich aber ganz bei Dir.

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