Angriff auf die Bastion

Mit großer Macht, kommt große Verantwortung.
Das hat der gute Stan Lee vor einer halben Ewigkeit im ersten Spiderman Comic geschrieben und es trifft heute noch zu.
Auch im Spielesektor und vor allem in sozialen Netzwerken.
Zu eben jenen Netzwerken kann man auch getrost Metacritic zählen.

Metacritic ist, wie die meisten wissen, eine Webseite, die von gaaaanz vielen anderen Webseiten die Meinungen (im Falle der Videospiele auch die Wertung) zusammenfasst und auf einen Nenner bringt.
Was allerdings als 'Kaufberatung für Spiele' begann, ist nun ein Werkzeug der Industrie geworden.
Gespannt wartet man in den Häuptlingszelten von Electronic Arts und Ubi-Soft auf die Bewertungen, die in einzelnen Fällen auch zu Bonuszahlungen an die Programmierer führen und sicherlich auch (im Geheimen) für die eine oder andere Entlassung genutzt werden.

Metacritic hat somit eine gewisse Macht inne, denn nach deren Bewertung richtet sich die ein großer Teil der Spieleindustrie aus.
Selbst Steam gibt, neben dem Titel des angebotenen Spieles, die Metacritic Bewertung an.
Nun ist es aber so, dass Metacritic auch eine aktive Community hat.
Einfach anmelden und losschreiben... und bewerten.
Somit kann jeder nach Lust und Laune Bewertungen schreiben, so er eine Email Adresse sein eigen nennt. Also so ziemlich jeder Internet Nutzer.

Letzte Woche ist dann das passiert, was zu erwarten war.
Ca. 20 anonyme Nutzer haben, über Nacht, dem überall als sehr gut bewertete "Bastion" eine 0 (ohne das ein Wort geschrieben wurde, also nur die nackige NULL) auf der 0-100% Skala verpasst.
Dies zog die Bewertung natürlich ordentlich nach unten und veranlasste den Gründer von Supergiant Games, Greg Kasavin, mal bei Metacritic nachzufragen. Denn jedes Spiel zählt für eine so kleine Firma, die keinen finanziellen Rückhalt hat und auf faire Bewertungen für ein gutes Spiel angewiesen ist.
Nach einigen Mails mit den üblichen Standardantworten hat sich dann doch etwas getan.
Die negativen Bewertungen wurden gelöscht (natürlich nur die Null-Wertungen, etwas anderes wollte Kasavin auch nicht) und es gibt neue Regeln.
Nun ist ein Bewertungstext Pflicht, sonst lässt sich nix posten, schon gar keine Bewertung.
Nochmal gut gegangen, mag man da raunen. Ist es aber nicht. Der Schaden ist bereits entstanden. Eingedämmt wurde er nur bei Bastion. Bei vielen anderen Spielen ist das sicherlich auch schon passiert, und keiner hat's gemerkt, oder der Sache nicht genug Beachtung geschenkt.
Das macht es natürlich dann auch der Konkurrenz leicht, auf dieser bekannten Plattform, die Mitbewerber ein wenig in der guten Bewertung auszubremsen, damit das eigene Produkt besser dasteht. ...soviel zu den Verschwörungstheorien.

Da stellt sich doch die Frage: "Sollte man dem 'Otto Normal User' eine derart große Macht geben?"
Schwer zu sagen, aber ich denke schon...allerdings mit ein wenig mehr Kontrolle und gesundem Menschenverstand gepaart.
Das verlangt natürlich auch, dass man erfahrene Mitarbeiter anheuert und nicht alles die Praktikanten, oder diverse "verdiente Communitymitglieder" machen lässt, nur um ein paar Kröten zu sparen. ...aber das geht schon fast wieder in eine andere Richtung.
So sieht's nunmal aus, Herrschaften.

Kommentare

  1. Die Lösung "Veröffentlichen nur, wenn auch Text dabei ist" ist ja garnicht mal so schlecht - für den Anfang.
    Denn ich kann natürlich immer einen beliebigen Text irgendwo kopieren und dann mit einer Nullerwertung als Spielerezension einstellen.
    Letzten Endes ist die Lösung tatsächlich nur die, wieder mehr auf Man-(oder Woman-)Power mit ein wenig Erfahrung und Fingerspitzengefühl zu setzen und nicht die ganze Verantwortung ein paar willigen und billigen Praktikanten zu überlassen.

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  2. ...und wir zwinkern auch mal nach Deutschland :)

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