Dead Island


Urlaub wäre mal wieder toll, möglichst auf einer Insel mit ordentlich Strand von unten und Sonne von oben.
So ein Meer, wie es die Italiener haben, würde da auch schön ins Bild passen, und wenn's geht auch noch eine hübsche junge Dame im Bikini.
Fertig ist das Postkartenmotiv, doch halt... schimmert da nicht Blut im Sand?
Willkommen auf der Insel Banoi, bald bekannt unter dem Namen "DEAD ISLAND".


Kurze Abbitte in eigener Sache:
Ich kam zu Dead Island, wie die Jungfrau zum Kinde, dem unehelichen.
Vor scheinbar ewigen Zeiten schwärmte der Herr Falcon von einem Zombiespiel namens Dead Island, und ich hatte natürlich nix besseres zu tun als das Spiel als einen Left 4 Dead Klon abzutun und winkte kurzerhand ab.
Nun, ich werde so schnell nicht mehr zweifeln, weder am Herrn Falcon, noch am Herrn Supermark, der als erster in die Bresche sprang und den ersten Zombie auf dem Gewissen hat, DENN....

...es ist großartig.
Entgegen dem verehrten Kevin van Ord von Gamespot, der Dead Island mit einer 7 von 10 bewertet hat, begründeterweise wegen kleineren und nervigen Bugs (die zum großen Teil behoben sind, bis auf einen Koop-Verbindungs-Bug. Aber der lässt sich, durch wiederholtes Einladen der Gruppenmitglieder, umschiffen).
Das Ding ist gepatcht und los geht's.

Man wählt unter 4 verschiedenen Charakteren, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Die Skala reicht vom Rap One Hit Wonder, über den gescheiterten Football Star, bis zur Bodyguard Lady.
Alle haben jeweils eine Stärke, z.b. die Bodyguard Lady ist den Schießeisen sehr zugetan, und weiss diese auch zu bedienen.
All das erinnert schon leicht an Borderlands, und mit diesem Vergleich kann das Spiel auch gut leben. Denn es ist tatsächlich das Ergebnis einer wilden Nacht am Strand zwischen Borderlands und Left 4 Dead.
Klingt verrückt, ist aber ne tolle Sache, und funktioniert.

Man startet in der Ego Perspektive im Hotel ohne so recht zu wissen, was passiert ist.
Nach und nach wird klar, dass eine Zombieepidemie die Insel heimsucht und die Zahl der Überlebenden recht gering ist und sobald nicht wieder steigen wird.
Einige Minuten später die, 1. spannend sind und 2. als Tutorial fungieren, trifft man die erste Gruppe Überlebender am Stand in einer Hütte, diese bitten um Hilfe. Man möge doch mal schauen ob es nicht eine stabilere Bleibe gibt...und PENG hat man seine erste Quest und tritt auf den überwältigend schönen Strand hinaus... der leider voller Leichen ist, von welchen wiederum einige toter sind als andere.
Die Insel ist herrlich schön und glaubwürdig zugleich. Der faszinierende Kontrast zwischen dieser Schönheit und den Untoten, die umher wandern, könnte treffender nicht sein.

Die Damen und Herren von Techland verstehen es meisterhaft den/die Spieler in die Welt zu ziehen und genau da zu halten. Ladebildschirme gibt es seeeeeehr selten. Erstaunlich angesichts der wahrhaft riesigen Insel, die frei begangen und befahren werden darf (hier nochmal: sorry an den Supermark, wegen meines rasant-suizidalen Fahrstils).
Es gibt unglaublich viel zu sehen. Der Strand wirkt echt, die Bungalows gerade verlassen und das Hotel unheimlich, verlassen und dunkel (absolutes Highlight hier: der Swimmingpool im Erdgeschoss). Dann fängt der Spaß erst an, denn danach (was gute 12-15 Std dauert, wenn man sich umschaut und nicht hetzt) kommt die Stadt.
Dort bietet sich wiederum ein anderes Bild. Das Stadtbild ist verrottet, und man schleicht durch dunkle Gassen an größeren Zombies vorbei. Im Auftrag von z.B. Schwester Helen (einer Nonne, die einige Überlebende in die kleinen Stadtkirche retten konnte) schaltet man die Wasserversorgung der Kirche wieder an. Schwester Helen ist nur eine von vielen Auftraggebern im Spiel. Diese sind genau da platziert, wo es einleuchtend ist und ihre Anliegen sind immer nachvollziehbar und werden von fähigen (englischen) Sprechern vorgetragen. Atmosphäre Ahoi.
Ab und an peitscht ein Monsunartiger Regen durch die weitverzweigten Straßen. Dieser kommt nur um genauso schnell wieder zu verschwinden und eine seltsam geisterhafte Stimmung zurückzulassen, wenn die ersten Sonnenstrahlen wieder durch den heissen Nebel dringen.

Da steht man dann, allein oder mit bis zu drei Kollegen und wartet mit schweissnassen Händen an der Axt (bzw. Controller) bis sich die ersten Zombiesilhouetten im Nebel abzeichnen.

Axt ist ein gutes Stichwort, denn all das hätte vergeben Liebesmüh sein können, wenn Techland nicht das schlichtweg beste Ego-Perspektive-Nahkampf-System auf die Beine gestellt hätte. Alles hat ein Gewicht, auch die Waffe. Dies hat Auswirkungen auf die Zombies, die auf einen Treffer von einem Besenstiel anders reagieren als auf einen Vorschlaghammer. (Nebenbei ist man auch immer auf der Suche nach einer NOCH besseren Waffe, denn unter dem Egomäntelchen verbirgt sich ein waschechter Rollenspiel Unterbau, der den Vergleich mit lootbasierten Rollenspielen nicht scheuen muss. Die Gegenstände sind beispielsweise wie im Genreprimus World of Warcraft, farbcodiert. Bei blauen oder orangefarbenen Waffen jauchzt das Gamerherz)
Für ganz mutige ist noch ein direkteres Kontroll Feature eingebaut worden.
Man muss es in den Optionen zuschalten, doch es lohnt sich. Bei gedrücktem linken Schulterknopf fungiert der rechte Analogstick als Arm. Man zielt genauer, holt aus und bewegt den Stick mit einer schnellen Bewegung in Schlagrichtung. Klingt verrückt, funktioniert aber so gut, dass man nach einer Weile dadurch noch tiefer in "Dead Island" versinkt.
Diese Steuerfunktion ermöglicht durch das genauere zielen, ein noch taktischeres vorgehen.
Nun lohnt es sich bei den echt großen Zombies erst die Arme zu brechen (es liest sich genau so wie es ausschaut) um dann leichtes Spiel mit dem vormals beinahe übermächtigen Gegner zu haben.
Gute 30 Std. Spielzeit warten auf die Überlebenden. Genau richtig wie ich meine, und wenn man ein paar willige Freunde hat, verdoppelt das den Spaßfaktor nochmal.

Noch ein Wort der Warnung an alle Counterstrike gestählten Zockerseelen: Ja, es gibt Schusswaffen...Ja, sie sind realistisch und sehr gut implementiert... Nein, man hat sie NICHT von Anfang an und Ziel des Spieles ist es nicht, möglichst stylishe Abschüsse aufs blutige Parkett zu legen.
Am meisten Spaß hat man sicherlich, wenn man "Dead Island" als erlebbaren Zombiefilm mit Egoshooter Anleihen spielt, und nicht als Ballerspiel.
Wer jetzt noch sagen kann: "Ja sauber, das alles ist genau meine Baustelle!" Der wird mit einem Spiel belohnt wie es kein zweites gibt. Ecken und Kanten, aber mit Charakter.

Und so, Herrschaften, schaut's aus!

Kommentare

Beliebte Posts