Rise from your grave - Altered Beast (Mega Drive)



Früher war alles besser.
Die Musik war besser, die Filme waren besser, das Fernsehprogramm sowieso.
Und natürlich die Computerspiele.
Hach, die Spiele aus den Achtzigern und Neunzigern.
Was waren das doch für coole Spiele!
Echt? Waren sie das wirklich? Oder schauen wir bloß mit einem nostalgieverklärten Blick in die Vergangenheit und ignorieren dabei all die grässlichen Gurken, die uns damals auf Computer und Konsole heimgesucht haben?
Und verdrängen selbst die Macken bei den echten damaligen Topspielen, die man heute im Leben nicht mehr akzeptieren würde?
Schaun mer mal.

Die Menschen haben schon komische Rituale entwickelt, um mit Liebeskummer umzugehen.
Manche saufen sich die Hucke zu, andere entleiben wahlweise das Objekt der Begierde oder sich selbst.
Und dann gibt es noch ein paar ganz Bekloppte, die sich zur Überbrückung des seelischen Schmerzes ein Videospielsystem kaufen.
Bei mir war es 1991 das Mega Drive von Sega. Oder der Mega Drive, wie manche behaupten.
Im satten Einkaufspreis von 400 DM war immerhin ein Spiel inbegriffen, nämlich das grandiose "Altered Beast".
Oder nein, halt, ganz so grandios war es nämlich nicht.
Immerhin war es zum Zeitpunkt des Kaufes auch schon drei Jahre alt, was aber noch nichts Schlimmes bedeuten muss.
Die Handlung ist schnell erzählt - muskelbepackter Held wird in einer Art antikem Griechenland von Zeus aufgefordert, die entführte Athene zu retten.
So weit, so banal. Immerhin ist Athene als Göttin des Kampfes vermutlich gar nicht auf die Hilfe eines Herkules-Verschnitts angwewiesen.
Sei es drum.
Unser namenloser Krieger, der zu diesem Zweck von Zeus persönlich aus der Gruft geholt wird, macht sich nun wahlweise mit einem Kumpel in einem sidescrollenden Prügler in diversen Levels auf, die Schergen der Unterwelt zu vermöbeln und Athene dem glatzköpfigen Übelwicht zu entreissen.
Das möchte der Böse unbedingt verhindern und hetzt sämtliche Kreaturen der Hölle, vom modrigen Zombie bis zum gehörnten Dämon auf den Helden an.
Aber unser Guter hat natürlich ein paar Tricks im Täschchen.
Neben den Gegnern treiben sich auch blaue dreiköpfige Wölfe in den Levels herum.
Haut er denen auf die Nase, spucken sie eine blaue Kugel aus, die den Helden bei Kontakt stärker macht.
Bei Aufnahme der ersten platzt ihm das Leibchen und sein Brustkorb schwillt, nach der zweiten sieht er aus wie Herr Schwarzenegger nach einer Steroidkur und die dritte beschert ihm das, was dem Spiel seinen Namen gegeben hat - er verwandelt sich in eine mächtige Tiergestalt.
Das kann ein Drache sein, ein Werwolf oder ein anderes Wesen, das in Brehms Tierleben so vermutlich nicht zu finden sein wird.
Ist die Verwandlung abgeschlossen, taucht der Bösewicht auf, mutiert seinerseits zum Monster und wartet darauf, besiegt zu werden.
Ist das geschafft, gibt er dummerweise nicht klein bei, sondern klaut dem Spieler die aufgesammelten Energiekugeln und schickt ihn ins nächste Level.
Das sieht im Standbild gar nicht mal so übel aus. Die Sprites sind relativ groß und die Gegenerschar ist reichhaltig.

Dafür ist alles so miserabel animiert, dass dem Spieler die Tränen kommen.
Spieler wie Gegner haben satte drei bis vier Animationsphasen auf Lager, der Spieler kann schlagen, springen oder treten und bekommt in der Beastverwandlung alternativ zwei neue Angriffsarten. Der Hintergrund ruckelt dezent vor sich hin und bei der Bossgegnerverwandlung flackert es, dass es eine wahre Freude ist.
Oder auch nicht.
Und so sieht es in Bewegung aus:

Altered Beast Gameplay - MyVideo
Kurz gesagt: Ja, das Spiel ist alt. Das Original hat satte 24 Jahre auf dem Buckel, die Megadrivefassung erschien nur unwesentlich später. Und läuft immer noch. Und es hat nichts gekostet.
Das ändert nur dummerweise nichts daran, dass es scheiße ist.
Wer sich heute über beschränktes Gameplay oder wenig Abwechslung beschwert, dem sei dringend eine Runde "Altered Beast" ans Herz gelegt. Dann erfährt man nämlich erst, was das wirklich bedeutet.
Oder anders gesagt: Wer nostalgischen Jugenderinnerungen frönen will und das Spiel als Beilage zu einem Mega Drive vom Flohmarkt bekommt, soll es in Gottes Namen mitnehmen.
Als Beweis dafür, dass man auch vor 20 Jahren schon brilliante Spiele jenseits heutiger Grafikorgien produzierte, ist es aber denkbar ungeeignet.
Da gibt es weitaus Besseres.
Was das zum Beispiel ist, soll in Kürze Thema sein.

Kommentare

  1. Was allerdings schon wieder als extrem abgefahren durchgeht, ist die Tatsache, dass die Zombies nach zwei zarten Tritten ans Schienbein explodieren.
    Wo findet man sowas heutzutage noch???
    Trotzdem ...hast recht, das Ding ist scheiße. (War's aber auch damals schon) :)

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  2. Ich ich hab ja am selben Tag noch ein anderes Spiel gekauft, das demnächst an die Reihe kommt.
    Ein Meilenstein!

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  3. Ich hab mich damals mit Leisure-Suit Larry herumgetrieben. Da war die Grafik sen-sa-tio-nell...(Hercules! Monochrom!- d. h., duochrom. Mono wäre ja bernstein auf bernstein gewesen, oder wahlweise schwarz auf schwarz). Piezomüsik. Das kann heut das Spielzeughändy meines vierjährigen Neffen besser. Jedes Mensch-Ärger-Dich-Nicht hat lebensechter wirkende Figuren... Trotzdem hat die Anziehung und das "den Spieler faszinieren" funktioniert. Komisch, eigentlich.

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  4. Damals gab es auch bei Spielen noch so etwas Obskures, das sich "Phantasie" nannte und das man gelegentlich hervorkramen musste, um in den duochromen Blöcken lustige Looser und dralle Damen erkennen zu können.
    Aber weil außerdem auch noch Ideen in solchen Spielen steckten und die ja möglicherweise unverwüstlich sind, soll es angeblich bald eine Neuauflage vom guten alten Larry geben, mit hübscherer Grafik, aber dem alten Spielkonzept.
    Mal schauen.

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