Alte Rocker

Wir von "Die wollen nur spielen" sind alt... jaja, sind wir.
Das ist mir schmerzlich bewusst geworden, als ich auf myconsol.net einen Beitrag von einem jungen Mann namens Michael Baier las, der erklärte, dass er zeitlebens ein Gamer sei.
Seine Faszination begann schon als er gerade erst 3 oder 4 war, so schrieb er, mit einem Super NES.





Vollbremsung.... echt?....3 oder 4 Jahre?....Super NES?
Das Teil kam 1992 raus, da war ich 20 Jahre alt!
Plötzlich kroch ein ganz bestimmtes Gefühl in mir hoch. Jeder kennt es, es startet mit Bitterkeit und verwandelt sich schnell in Empörung:
"Woher sollen diese jungen Hüpfer denn überhaupt wissen, was gut ist? Da muss man doch von Anfang an dabei gewesen sein, sonst kann man doch gar nicht mitreden. Wer nicht 'Paradroid' auf einem C-64 gespielt hat oder noch besser Pac Man auf dem ehrwürdigen Atari 2600, der sollte mal schöööön den Rand halten!"


Glücklicherweise gab's dann noch ne Vollbremsung.
Denn die ganze Sache weckte Erinnerungen an ein Gespräch, das ich vor laaaanger Zeit geführt hab.
Ein Bekannter meines Daddys, ein echter Musikfanatiker, kam zu Besuch und ich habe ihn gleich in Beschlag genommen.
Ich war gute 16 und hatte gerade (...jetzt bitte keine Steine werfen...) Bon Jovi für mich entdeckt.
Der gute Mann hat sich nicht mal ein paar Sekunden des ersten Songs anhören können ohne sofort Parallelen zu ziehen und in die "Das haben die doch alles nur bei MEINER Generation geklaut!" Predigt zu verfallen.
Er holte tief Luft, und weiter ging die wilde Fahrt... "Das sind doch alles nur Kriegsgewinnler des RICHTIGEN Rock'n'Roll!" wurde gewettert, und... "Woher sollst DU Kind überhaupt wissen, was gut ist?!"

Ich wusste es,...und weiß es noch.
Und der Herr Baier, der weiß es auch, dessen bin ich mir sicher.
Erst recht, nachdem ich seinen Artikel gänzlich und in Ruhe gelesen habe.
Ehrlich gesagt freue ich mich sogar sehr, dass ich diese beiden Vollbremsungen hingelegt habe, denn nun hat dieser, seit Ewigkeiten unbestimmte Gedanke eine Form gefunden.
Das Kind hat einen Namen und kann, sozusagen, gebannt werden.
Denn natürlich weiß jeder Gamer für sich was gut ist.
Da ist es völlig egal ob er erst 6 ist und mit dem Nintendo DS vor sich hin daddelt, 22 und mit einem Super NES eingestiegen ist, oder bereits hart an der 40 kratzt und an Ataris Videospiel Altar seine ersten Opfer gebracht hat.
Wir haben eines der wandlungsfähigsten Hobbies überhaupt.
Welten wollen erforscht werden, Monster besiegt und Turniere gewonnen werden, all das in unseren vier Wänden, zusammen mit Spielern aus der ganzen Welt.
Welches Hobby kann das schon von sich behaupten?
Und genau da braucht niemand Leute die mit Sätzen wie: "DAMALS war alles besser!" kommen.
Denn damals war's keineswegs besser.
Also, Asche auf mein Haupt und alle Macht den Gamern.
So schaut's aus, Herrschaften.

Kommentare

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  2. Klar war es damals besser, da hatte ich wenigstens noch Zeit für mein Hobby. ;)

    Sehr schöner Beitrag, Herr Mitgamer. ^^

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  3. Danke Genosse Gamer. :)
    Das mit der Zeit, das stimmt. Aber dann hört's auch schon auf.^^

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  4. Wenn einen solche Überlegungen umtreiben, dann muss ich wohl auch schon zu den alten gehören, oje ^^

    Besser? Vielleicht nicht. Aber einfacher.
    Ich denke mir nur manchmal: Früher war man mit einer handvoll Graustufen und 3 Tasten zufrieden, kein Vergleich mit dem heutigen Technikteufelswerk. Nicht, dass das nicht auch Spaß macht... ;)

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  5. Ich muss aber auch sagen, dass ich früher nicht nur mehr Zeit, sondern auch mehr Lust zum Spielen hatte. Wahrscheinlich liegt das einfach daran, dass viele Spielerlebnisse damals ganz neu waren - das erste Grafikadventure, der erste Shooter usw. Das ist für mich heute thematisch einfach oft ziemlich ausgelutscht, weil wenige neue Ideen kommen.
    Da braucht es schon Spiele, die einen gewissen Kick haben, um mich heute noch zu begeistern und zum durchspielen zu animieren. Guter Durchschnitt reicht mir meistens nicht mehr.
    Das heißt aber nicht, dass jemand, der heute mit dem Spielen anfängt, das nich auch mit ähnlicher Begeisterung tut wie ich vor (ich trau mich kaum, es hinzuschreiben) 30 Jahren.

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  6. Und Spaß macht's ja.... man macht sich nur Gedanken, dass es ist wie bei Cracksüchtigen, dass es eben immer mehr sein muss um die Sucht zu stillen.
    Himmel wo soll das hinführen, Kinder!

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    1. Es muss nicht mal immer mehr sein. Wenn ich an die Faszination von "Pflanzen gegen Zombies" denke - das Spiel ist weder grafisch noch akustisch State of the Art, aber es ist perfekt ausbalanciert, hat witzige Ideen, bietet stundenlangen Spielspaß und einen hohen Wiederspielwert. Das ist weit mehr, als so mancher angebliche Toptitel heute drauf hat.

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    2. Die Faszination eines Pflanzen vs. Zombies wird sich mir nie erschließen. Ich finde das Spiel strunzdoof, habe aber auch sonst keinen grünen Daumen, was Pflanzen angeht. Es liegt vieleicht daran, dass ich Tower Defense Spiele schon immer langweilig fand. Angriff ist seit jeher die beste Verteidigung. ^^
      Nichtsdestotrotz gönne ich dem Spiel seinen Erfolg, aber es muss ja nicht jedem gefallen. ;)

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  7. Wird halt erstmal auf die Werbewirksamkeit des Aussehens geschielt, und: "Kann man das Ding für 60,-€ verticken?"

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  8. Textadventures ftw!!! Auf dem Atari 800 xl, liebe Kinder :)
    "Xou turn around the corner, and you see a wall"
    "look around"
    "I do not understand this"

    Jedenfalls hat das Ding meine erste Gewaltattacke gegen Hardware erlebt. Meine Güte, war dieser Parser harthörig.

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