Gutenbergs Rache

Im Jahre des Herrn 1455, erwachte Johannes Gutenberg in Mainz mit einem sensationellen Gedanken:
"Heute ist ein guter Tag, eine Bibel zu drucken!"
Es war ein Dienstag.


Das mit dem Drucken hielt er für eine derart gute Idee, dass er sie auch in die Tat umsetzte.
Diverse Mönche (die sich Jahrzeeeeehnte die Finger wundgeschrieben haben) fanden die Idee nicht ganz so klasse wie der Johannes (der nebenbei auch noch Ablassbriefe druckte, wo er doch gerade mit den Bibeln so schön dabei war).

Die Kirche betrachtete das Treiben generell mit hochgezogenen Brauen.... waren da doch die Möglichkeiten der Produktion in die Hände des Proletariats gefallen... uiuiui... was da passieren kann.

Der Rest ist Geschichte, der Buchdruck revolutionierte das Bildungssystem und das Buch selbst ist bis heute ein bestimmendes Medium.

So um 1838 kam dann die Fotografie (alle Angaben hier sind zwar nicht fiktiv, aber dennoch ohne Gewähr), und das erste Foto der Welt, sah so aus:

 Dieses Bild hat es geschafft, dass die Künstler und Maler sich die Haare rauften, aber was konnten sie dagegen tun? Bald würde ja jeder Depp mit einem solchen Gerät herumlaufen und ihre Bilder wären überflüssig. Übel!

Nur die Musiker, die lachten sich kaputt, hatte doch noch keiner eine Möglichkeit gefunden sie zu ersetzen, und sie wurden auch meist nicht schlecht entlohnt. Es musste ja auch immer live gespielt werden.
PENG...1877 kommt Thomas Edison mit einer Art Grammophon daher. Und wieder gab's lange Gesichter.

Selbes mit den Schauspielern, die wähnten sich auch sicher, und 1895 war's auch damit vorbei.
Die Zeit der Stummfilme begann.

Jedes dieser Geräte erhielt irgendwann seine Heimversion. So auch der Plattenspieler. Mittlerweile gab es die Musikindustrie und die Musiker mussten auch keine langen Gesichter mehr ziehen.
Doch was ist das?...Tonbandgeräte?....Musikkassetten?  TEUFELSWERK!
Nicht ganz als Teufelswerk, aber so ähnlich sahen es dann die Mogule der Musikindustrie und sie riefen wieder aus, ohne zu wissen, dass sie wie die Kirche klangen:
"Da sind doch die Möglichkeiten der Produktion in die Hände des Proletariats gefallen... uiuiui... was da passieren kann."
Da schreibt sogar die Bravo 1977 einen Artikel dazu...


...und zitiert junge Radiomoderatoren wie z.B. Frank Elstner und einen gewissen Thomas Gottschalk.
Oder den knackigen Schnauzerträger Wolle Petry:


Wer's nicht lesen will: Der Grundgedanke der Industrie war, jede Musikkassette um 2,- Mark zu verteuern, was damals etwa so frech war, wie der heutige Benzinpreis.

Fast Forward:

Nun ist es so, dass die Spieleindustrie die Nase voll hat vom Raubkopierer und dessen Bruder, dem Gebrauchtspielkäufer.
Dagegen muss vorgegangen werden!

Electronic Arts und Ubisoft sind da die großen Vorreiter mit Onlinecodes und diversen Sachen die man NUR dann bekommt, wenn man das Spiel neu und eingeschweißt vom autorisierten Händler in Empfang nimmt.
Ubisoft hat schon einen Vorstoß gewagt, dass sogar Singleplayer Spiele (auf dem Pc wohlgemerkt, aber Konsolen werden folgen) IMMER Online zu sein haben. Reißt die Verbindung ab, ist der Spaß vorbei. (Raubkopierer konnten es trotzdem spielen, weil die ja eine Version hatten, die eben nicht mit den Ubisoft Servern kommunizieren wollten)
Diese Nummer hat nicht gezogen, die Spieler liefen Sturm und man ruderte zurück. Jetzt ist man wieder bei der einmaligen Aktivierung über das Internet angelangt, aber es dauert nicht lange, da kommen diverse Publisher auf neue fantastische, abstruse und schlichtweg irrsinnige Ideen, wie man den Gebrauchthandel mit Spielen unterbinden und somit den Bruder des Raubkopierers endgültig kaltstellen kann.

Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit.
Denn der Löwenanteil der Gebrauchten Spiele werden über (den in den USA allmächtigen) Gamestop und Wallmart wieder unters Volk gebracht. Nicht zu vergessen Amazon und Ebay.
Es gab Gerüchte über Verhandlungen der Branchengrößen mit Gamestop und Wallmart.
Die verliefen etwa so:
Branchengröße A: "Hört mal, wir finden das irgendwie suboptimal, dass wir von dem Geld nix sehen, das ihr mit UNSEREN Spielen macht.
Wallmart: "Es sind aber die Spiele der Kunden, die Datenträger gehören euch nicht mehr.
Branchengröße B: "Ja aber in der Lizenzvereinbarung steht klar, dass...
Gamestop: "Das ist Anwaltsgeblubber auf das man nix geben muss."
Branchengröße A: "Gut, dann binden wir die Software direkt an den Kundenaccount! HA! Da könnt ihr ja sehen wo ihr bleibt!"
Wallmart: "Dann könnt ihr aber auch sehen, wo ihr eure Spiele verkauft, denn in unseren Regalen stehen die dann nicht mehr,..."
Gamestop: "...schon gar nicht zu Weihnachten!"

*wildes Getuschel unter den Branchengrößen*...dann:

Branchengröße A: "Ja, nee....so war das ja nicht gemeint. Wir können ja optionalen DLC oder Multiplayer Modi machen, die von den Gebrauchtkäufern dann nur gegen weiteres Entgelt genutzt werden können."

Auch dies passierte seltsamerweise an einem Dienstag.
Seltsam, aber so steht es geschrieben.

Das furchtbare ist also, dass die Publisher gegen Wallmart und Co. nicht ankommen, aber trotzdem meinen, der Gebrauchtspieler lutscht ihnen die Butter vom Brot.
So versucht man eben jenen die Hände zu binden und Gamestop und Wallmart nicht zu hart auf die Füße zu treten....jedenfalls so lange nicht, bis die Industrie so weit ist, dass man auf digitale Vertriebswege umstellen kann.
Microsoft macht das via der neuen XBox, die laut Gaming industry trade magazine MCV nur per Internet gefüttert wird und mit einem Solid State Kartensystem bestückt sein soll. Man wird sehen, was dran ist.

Herrschaften, uns erwarten noch verrückte Zeiten, aber so schaut's nunmal aus.

Kommentare

  1. Der Dienstag ist der Tod des Spielers.
    Das mit der XBox mag ich ja nicht glauben, sollte es aber doch passieren, schau ich mal, welche Alternativen die Konkurrenz bietet.
    Ich hab nämlich keine Lust, zur Gewinnmaximierung der Publisher von mir teuer erkauften Speicherplatz, Strom und Downloadkapazitäten zur Verfügung zu stellen.
    Solange aber alle natürlich sagen "Tja, kann man halt nichts machen, ist eben so!" wird sich natürlich auch nichts ändern.
    Wenn niemand Geld für eine solche Kundengängelung ausgäbe, würden sich Publisher und Hardwareproduzenten aber ganz schnell eines Besseren besinnen...

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