The Cake is a lie - Jade Raymond, die Publisher und die Innovationsfreude



Und wieder einmal geht das alte Spiel von vorne los - jemand hat eine zündende Idee, das Ergebnis wird von der Community wohlwollend bis begeistert auf genommen und schon springen alle anderen ebenfalls auf den Zug auf und bieten mehr oder minder inspirierten ähnlichen Stoff an.
So geschehen bei den Weltkriegs-Shootern, danach bei Musikspielen, dann bei den aktuellen Shootern, die sich gerne mal im Raum Afghanistan tummeln oder, in neuester Variante den Terroristen im eigenen Land bekämpfen. Über jährliche Sportspielupdates (bei großen sportlichen Events dürfen diese Updates gerne auch zweimal im Kalenderjahr erscheinen) sprech ich einfach mal gar nicht mehr.

Jetzt sind halt die Zombiespiele an der Reihe.


Bewegt sich Telltales "The walking Dead" als Adventure noch in eine (wie ich finde) sehr gelungene eigene Richtung, hat der stetig wachsende Erfolg von DayZ jetzt wieder einmal die Producer wachgerüttelt, die mit dem Ego-Shooter zu TwD und "WarZ" nun meinen, nachlegen zu müssen. Die Zombiewelle an PC und Konsole steht uns damit unmittelbar bevor.

Da sind wir wieder einmal beim guten alten Jade-Problem, wie ich es der Einfachheit einmal nennen möchte. Wie der Herr Womble in seinem letzten Post hier schon so schön schrieb, hatte Mrs. Raymond ja erklärt, dass durch den Wunsch der Spieler nach Perfektion Spieleentwickler insbesondere in der Schlussphase der Entwicklung ja geradezu gezwungen seien, innovative Elemente zu entfernen, oder sich auf etwas zu berufen, von dem sie wissen, dass es funktioniert.

Und so werden mit schöner Regelmäßigkeit die Pferde mit solch hübschen Namen wie "Innovatives Gameplay" oder "Cooles Szenario" immer und immer wieder nicht nur geritten, bis sie lahmen, sondern bis sie gleich ganz zusammenbrechen.
Danach werden dann die Gäule offiziell für tot erklärt und man wendet sich dem nächsten Hype zu, immer in der sicheren Gewissheit, dass die Spielerschaft auch da wieder mitziehen wird und völlig begeistert ist, noch mehr vom Selben aufgetischt zu bekommen.

Ich gebe ja gerne zu, dass in meiner Xbox regelmäßig MW3 rotiert - auch ich bin Popcorn-Gameplay nicht abgeneigt. Aber ich will auch Gehaltvolles und vor Allem will ich nicht dieselbe Idee in 20 verschiedenen Verpackungen serviert bekommen - dann verlier ich nämlich ganz schnell den Appetit am Gesamten.

Das scheinen die Publisher noch nicht so recht verstanden zu haben - gerade die Vielfalt, die unser Hobby ja (zumindest in der Theorie) bieten kann, macht den Reiz aus. Und wenn man die nicht bietet, verlieren viele ganz schnell das Interesse daran. Die sinkenden Verkaufszahlen im Videospielsektor liegen nämlich sicher nicht nur daran, dass es seit sechs Jahren keine neue große Konsole mehr gegeben hat.

Jetzt wird man ja an dieser Stelle und bei Beschwerden über mangelnde Innovationsfreude der Publisher immer gerne das Beispiel "Mirror's Edge" zücken. Das war innovativ und gut, aber gekauft hat es trotzdem kaum einer.
Aber Herrschaften, ich bitte Euch - das ist gerade mal ein Titel. Und der kam auch noch von EA - dem weltgrößten Publisher mit dem (zumindest in der Theorie) sicherlich längsten Atem. Da wären bestimmt auch noch ein paar weitere Experimente möglich. Statt dessen schließt man die Studios, die keine Instant-Blockbuster produzieren, schlachtet die eigenen erfolgreichen Marken bis zum Gehtnichtmehr aus und jammert über die ach so hohen Forderungen der Spielergemeinde.

Das ist Verhalten auf Privatfernsehniveau, wo man auch qualitativ hochwertige Serien, wenn sie nicht gleich vom Start weg ihre Zielvorgaben erfüllen, ganz schnell absetzt und dann lieber wieder auf DSDS, GZSZ und sonstige Sendungen setzt, die genau so wenig gehaltvoll sind, wie ihr abgekürzter Titel es vermuten lässt.

Und ist dann aber beinahe zu Tode erschrocken, wenn ein kleines Studio (oder gar ein einzelner Entwickler) etwas scheinbar Unpopuläres wagt und damit auch noch Erfolg hat - so etwas darf doch eigentlich gar nicht sein!
Ist aber schließlich auch kein Problem, dann wird eben auf diesen Zug aufgesprungen, das eigene Produkt noch etwas bunter, lauter und zugänglicher (sprich einfacher) gemacht und gut ist. Bis die verwöhnten Spieler sich gelangweilt abwenden und sich fragen, warum sie denn jetzt noch Spiel Y kaufen sollen, wo sie doch bei Spiel X genau das gleiche geboten bekommen. Genau wie bei den Spielen U, V, W und Z.

Ich will das nicht mehr - ich will, dass mich ein Spiel überrascht und fesselt, nicht dass es mich ermüdet.
Dass das geht, beweisen mir trotz meiner mittlerweile fast 35 Jahre Gamererfahrung (ich hab mit acht mein erstes Spiel bekommen) auch heute noch immer wieder Titel - und genau das wünsche ich mir auch für die Zukunft, denn ich hätte kein Problem damit, noch einmal 35 oder gerne auch mehr Jahre mit Joypad, Tastatur und Maus zu verbringen.

Kommentare

  1. Da ist die Gamerwelt keine Insel der Unseligen, bestester Falcon. Darf ich an die Mittelalter-Ärzteschwemme ausgangs der Achtziger erinnern? Fing, glaube ich, mit dem Medicus an. Und Monate später hatte wer die branchenübliche Klischeeflatrate flugs umgebucht, von Kalter-Krieg-Schinken zu Seitenkrankheit und Co. Momentan scheint es die Wanderhure zu sein. Der Markt wartet auf die Wanderhure beim perfekten Dinner, bei Heidimaus oder im Kampf mit Zombies. Oder?

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  2. Aber ganz schön nervig ist das schon, werteste Lily. Nur weil ich den Big King ganz gern esse, möchte ich ihn nicht gleich in jedem Restaurant serviert bekommen - und nichts Anderes sonst...

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  3. Aha....der Big King ist es also....

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