Die Scorebehörde

Psst, hey du! Ja du! Du bist doch bestimmt ein Gamer....dachte ich's mir doch. Schaust ja auch aus wie einer!
Aber was für einer?...doofe Frage? Nee gar nicht, ich erklär dir mal was ich meine.

Es gibt zwei Arten von Spielern und Mischformen aus den beiden und alle sammeln wie die fleißigen Bienchen Punkte. (Aber dazu kommen wir später). Lasst uns erstmal die Gamer-Archetypen ein wenig feiern.


Typ A:  Der nicht-kompetitive Spieler
Er neigt dazu, sich in Geschichten, Charakteren und manchmal auch stupiden, sich wiederholenden Handlungen zu verlieren. Typ A fühlt sich in allen möglichen MMOs zu Hause und spielt auch gern mal ein offline Adventure. Skyrim und der Witcher treiben sich auf seiner Festplatte herum und er dreht auch gern mal eine Klötzchenrunde in Minecraft. Er könnte in Liberty City als Taxifahrer anheuern, so oft ist er durch GTA4 gebraust, und beim Namen John Marsden fängt er an zu wieheren vor Freude.
In DayZ hat er aus Notwehr schon mehr Zombies auf dem Kerbholz als manch alteingessener DOOM Spieler, und auf die Frage: "Wo hast du zum letzten mal geweint?" antwortet er: "Am Ende von Shadow of the Collossus."
Mit ihnen zu spielen macht Spaß, weil...
...es entspannt ist. Niemand treibt zu Höchstleistungen an und man bekommt viel von der Story eines Spieles mit (vorausgesetzt man findet ein passendes Koop Spiel). Sie kennen die Lore, den Hintergrund und bestimmt auch einige Anekdoten. Oft findet man durch sie die verborgensten Ecken in einem Spiel, und schafft es all das zu genießen wie einen guten Wein.

Typ B: Der kompetitive Spieler
B Typen sind Wettkampforientiert. Sagt man zu ihnen:  "Meinen Highscore in Spiel XY wirst du nie schlagen!" bekommt man meist ein süffisantes "Aha." zu hören, nur um ein paar Stunden später (meist dann online), in der Highscoreliste von Spiel XY, seinen Namen vor dem eigenen prangen zu sehen.
Sie betrachten "ihr" Spiel als ihr Revier und wehe dem, der ihre Kreise stört.
Sie sind die vorderste Front der Counterstrike und CoD: Modern Warfare Spieler. Sie verbeißen sich in ihr Spiel, bis sie z.B. in Battlefield 3 ihren Jet beherrschen wie kaum ein anderer. League of Legends ist ihr Spielplatz und wer sie nOOb nennt bekommt meist die passende Antwort...auf die eine oder andere Art.
Die oberen Plätze der online Highscores von Orcs must die I + II werden nur von ihnen belegt.
Mit ihnen zu spielen macht Spaß, weil...
...man gefordert wird. Freundlicher Wettbewerb wird großgeschrieben. Selbst, wenn man verliert, wird man gegen B Typen die besten Fifa Matches bestreiten und die härtesten Street Fighter Kämpfe austragen. Hier zählt ein Sieg. Hier geht es um die Gamer-Ehre.

Natürlich konnte ich hier nicht alles abdecken, aber ich denke, man bekommt ein gut Vorstellung.

Beiden Gamertypen ist gemein, dass sie Punkte en Masse anhäufen. Sei es Orcs must die, Rockband, Donkey Kong, oder FTL. Es gibt in den meisten Spielen einen Score. Oftmals kann man ihn auch online bewundern. Modern Warfare 3 und Need for Speed: Hot Pursuit haben's vorgemacht. In letzterem bekommt man sogar während eines Rennens (kurz und nicht störend) eingeblendet, wer aus der Freundesliste ein paaaaaaaar hundertstel die Nase vorn hat. Also Ansporn gibt es genügend.

Allerdings bin ich auf ein seltsames Phänomen gestoßen. Ich wurde letztens während der Arbeit gefragt, was denn mein Gamerscore sei.
Natürlich wusste ich im ersten Moment nicht, was man von mir wollte, und fantasierte mir eine global operierende "Scorebehörde" zusammen. Diese erfasst alle erzockten Punkte, und kührt alle 5 Jahre den Über-Gamer, dem, pharaonengleich, ein digitales Denkmal gesetzt wird.
Leider war's viel banaler.
"XBox-Live Punkte... dein Gamerscore, ich denke du bist'n Gamer....Maaaaann sowas weiß man!!!"
Den wusste ich natürlich nicht auswendig und feuerte gleich zurück, von wegen digitalem Schwanzvergleich und dass ich sowas kathegorisch ablehne.
Dann ging's erst richtig los. Der Gamerscore sei sozusagen das Maß an Zockerehre, das mich als Hardcore Zocker ausweise, oder eben nicht.

Das will der gemeine Pöbel also an meinem Gamerscore ablesen?...aha! Da hab' ich aber gestaunt. "Ein paar Zahlen und PENG bin ich der Hardcore Gamer vor dem Herrn?" fragte ich. " So einfach ist das? Da leihe ich mir doch diverse Kiddietitel aus der Videothek und sauge alles an Gamerscore ab, was leicht zu erreichen ist und schon pilgern die Casualgamer im Uhrzeigersinn um mein Haus? Vielleicht druckt auch jemand T-Shirts mit meinem Avatar drauf! Man weiß ja nie."

"JETZT HÖR ABER MAL AUF MIT DEM MIST!" rief mein Gegenüber (das ungenannt bleiben wollte).
"Mist ist ein gutes Stichwort. Was genau kann man denn mit diesen ach-so-wichtigen Punkten machen?"

Und genau das ist die Frage! Was macht man mit dem Gamerscore?

Spendet Microsoft eine Million an die SOS Kinderdörfer, wenn wir 10 Milliarden Punkte zusammen haben?

Bekommen wir bei 50000 Punkten eine neue Mütze für den Avatar? Oder könnte man vielleicht im Avatar Shop von XBL mit Gamerpunkten bezahlen? (Würde das nicht dazu führen, dass die Leute mehr spielen?)

Sind die Punkte übertragbar? Vielleicht kann man zusammenlegen für ein Messerset oder ein paar neue Pfannen? Wie beim Supermarkt an der Kasse: "Sammeln sie Herzen/Digits/Punkte/abgeschnittene Ohren?"

Wird der Gamerscore auf dem Personalausweis eingetragen und jedes Jahr aktualisiert? Gibt's dann auch eine regionale Highscoreliste (einsehbar im Rathaus - siehe "Scorebehörde").  Und der Reisepass, was ist mit dem? Wenn ich dann den Superscore schlechthin habe, muss ich dann eine Stunde eher zum Flughafen, weil sich die ganzen Zöllner mit dem "Supergamer" fotografieren lassen wollen?
"Schau Herbertchen, dat war der Oppa Heinz als er aufm Fluchhafen den Supergamer jetroffen hat!"

Apropos Ausland. Wird man dann ab eines gewissen Scores auf einer Senfte durch Katmandu getragen und in tibetischen Volksweisen verewigt?

Kurz gesagt:  ich habe keinen blassen Schimmer wofür diese sinnbefreite Zahl steht.
Klär mich auf, liebes Internet.

PS: 24846   ;)