Gastposting von Lily: Ride a Prejudice



Immer wieder komme ich zu der Erkenntnis, dass ich eine Art kariertes Maiglöckchen sein muss.
Nicht etwa, weil ich in vielen geschmackvollen Farbkombinationen im Schatten frühlingsgrüner Bäume wachse, sondern weil meine Person aus so vielen und scheinbar ungewöhnlich  zusammengestellten Einzelteilen besteht.

Zum Beispiel schaue ich gern Discovery Channel, vorzugsweise MythBusters, habe aber auch ein paar Strickseiten im Internet abonniert. Meine Krimis und meine Steaks mag ich blutig, und heule mir die Augen aus dem Kopf, wenn in einem Zoo ein kleiner Bär eingeschläfert werden muss. So weit, so seltsam.

Außerdem bin ich eine Frau, die am Computer spielt.
Voll krass, seit Jahren, mit Hingabe und in vielen verschiedenen Richtungen.
Ich hab schon Ego-Shooter gespielt, MMORPGs für viele Jahre, Adventures als es sie noch an jeder Ecke gab, Simulationen zu Zeiten der 8-Bitter („Kaiser“ ftw!) und Puzzles ever since Erfindung des Heimcomputers.
Neulich jedoch brachte mir eine wirklich liebe Kollegin einen Stapel DVDs mit, lauter bunte Plastikverpackungen, die eines gemeinsam hatten:

Alle tragen den Aufkleber, der sie für das Alter ab 3 Jahren freigibt.
Und alle tragen den Aufkleber „Die Spiele-Reihe für Frauen“. Zusammengestellt von einer recht verbreiteten Frauenzeitschrift.


Mal ehrlich. Geht's noch?

Sämtliche Spiele sind Match-3-Clones, und wenn ich auch der Meinung bin, dass Puzzles am Rechner keinesfalls schaden, sondern sogar einen positiven Trainingseffekt haben können, so finde ich es doch zum Kotzen, dass „für Frauen“ offenbar ein Synonym für „für Kleinkinder“ ist.
Warum muss ausgerechnet diese Sammlung von harmlosen Konzentrationstrainern extra für Frauen ausgeschildert werden?
Täte es nicht auch ein Hinweis „Für Einsteiger“?
Natürlich mit der Option, dass es auch noch ein paar Titel in dieser Reihe gibt, die anspruchsvoller sind? Einfach nur zusammengestellt von der Lieblings-Zeitschrift (so man eine hat)?

Was spricht dagegen, in einer eigenen Reihe die etwas ungewöhnlicheren Spiele, wie z. B. Dear Esther, zu empfehlen, wenn man schon der Meinung ist, dass das, was hauptsächlich verkauft wird, nicht das richtige für die eigene Zielgruppe ist?

Fragen über Fragen...

Guns of Icarus, Skyrim, Assassin's Creed- lauter Spiele, die interessant genug sind, auch Leute anzulocken, die nicht immer die neuesten Titel spielen wollen, aber trotzdem gerne ein bisschen Freizeit in virtuellen Welten verbringen möchten. Die Spiele wollen, die sie inhaltlich fesseln, anwendertechnisch nicht überfordern, und für die man nicht nonstop online sein muss.

So lange jedoch „ab 3 Jahren“ und „für Frauen“ Attribute für die gleiche Sorte Spiele sind, muss man sich einfach fragen ob diese Zusammenstellung von Schlichtspielen davon zeugt, dass jemand nichts besseres zu tun hat, als Vorurteile zu bedienen. Oder einfach nur davon, dass Marketing oft daneben geht...


Lily schreibt oft und gern über das Leben, Katzen und den Rest der Welt auf BLOGORRHOE.

Kommentare

  1. Wirft ein interessantes licht auf betreiber solcher frauenzeitschriften und deren frauenbild.

    Geniales bild da oben uebrigens ;-)

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