Halloween - Ungewöhnliche Gruselspiele: Top 3


Action ist ja gut und schön und Elfen und Zwerge haben auch ihren Reiz, aber manchmal muss es eben was Besonderes sein.
Und besonders sind in diesem Fall, bzw. dieser Jahrezeit, Gruselspiele.
Jedes MMO das etwas auf sich hält, hat ja ein Halloween-Event.
Aber das ist eben nicht gruselig. Ok, das erste Mal, als ich dem kopflosen Reiter in World of Warcraft über den Weg lief, war's schon ein wenig unheimlich.
Doch war es beängstigend? Nein, nicht mal annähernd.
Es geht hier nicht ums Erschrecken an sich, sondern um das konstante Gefühl der Unsicherheit und Angst. Am besten wird dieses Gefühl transportiert, wenn man eigentlich im Kampf keine Chance hat und gezwungen ist, sich zu verstecken.
Somit wäre es das krasse Gegenteil diverser Shooter-Allmachtsphantasien.
Auch die meisten Resident-Evil-Teile sind meiner Meinung recht gruselbefreit.
Also, hier ein Minicountdown von 3 Gruselalternativen, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen und die üblichen Verdächtigen ein klein wenig ignoriert:


S.T.A.L.K.E.R.: Shadow of Chernobyl (PC):


Was? Stalker? Das ist doch dieser Shooter in Tschernohausen!
Stimmt, aber das Ding ist absolut gruselig.
Stalker ist kein reinrassiger Shooter. Es gleicht eher einem Rollenspiel, in dem man einfach nur zufällig die Möglichkeit hat zu schießen.
Es gibt keine Scriptsequenzen a la Doom 3 (Spieler betritt den Raum, Zombie greift ihn von hinten an).
Die Welt ist KI-gesteuert und hat einen Tag-und-Nacht-Zyklus. Was tags nur eine von wilden Hunden bewohnte Scheune ist, kann nachts ganz andere Wesen beherbergen. Zum Gruselfaktor kommt noch die Taschenlampe hinzu, die mit ihrem engen Lichtkegel genau das richtige Maß an Beklemmung auslöst.
Dies wäre schon genug um mich in die Flucht zu schlagen, aber dann gibt es ja noch die Keller unter den Häusern, Baracken und Bunkern. Und was da drin ist, ist weitaus schlimmer als jeder wilde Hund, mag er auch noch so mutiert sein.
Den Einwand, dass man ja bewaffnet ist und sich seiner Haut erwehren kann, den lasse ich nur zum Teil durchgehen.
Warum? Weil die Waffen nicht an die "Level" angepasst sind.
Wer gerade eine alte doppelläufige Schrotflinte gefunden hat und damit zufällig in einen dunklen Bunker stolpert , der wird sich sehr wundern.
Stalker nimmt dem Spieler nicht die Kontrolle, sondern nur die Sicherheit, dass unsere Kanone die Beste ist und alle Probleme aus dem Weg räumt.
Wer Stalker spielt muss sich sicher sein, dass er keinen Joyride will... keine freundliche Achterbahnfahrt mit kalkulierten und letztenendes bedeutungslosen Schockmomenten.

Stalker basiert auf dem Buch "Picknick am Wegesrand" der Gebrüder Strugatsky. Absolute Leseempfehlung für diejenigen, die Stalker mögen und die deutschen Romane für zu seicht hielten. Denn man kann "Picknick am Wegesrand" vieles vorwerfen, aber sicherlich nicht, dass es seicht oder langweilig wäre.

Call of Cthulhu: Dark Corners of the Earth (PC, XBox):


Dieses Spiel bleibt H.P. Lovecrafts Cthulhu Mythos so treu wie keines vor und bisher auch keines nach ihm.
Hier wird das Grauen ganz langsam aufgebaut. Das Setting ist so ungewöhnlich wie die Zeit, in der es spielt. In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts folgt man einer unheimlichen Spur von einem alten Herrenhaus bis zu einem verschlafenenen Küstenstädtchen von New England. Dort sind die Menschen verschlossen und mehr als seltsam (auch im Aussehen). Das ganze Städchen scheint sich gegen den Ermittler verschworen zu haben und tritt ihm meist passiv (manchmal auch offen) feindselig entgegen.
Auch, wenn Dark Corners of the Earth in der Egoperspektive gespielt wird und auch ab und zu geschossen wird, so ist es alles andere als ein Shooter.
Die Atmosphäre schleicht sich langsam aber sicher ins Unterbewusstsein, je mehr Hintergründe man aufdeckt. Wo man Anfangs noch die Staatsgewalt auf seiner Seite wähnt, merkt man recht schnell, dass das Gesetz in diesem Fischerdorf keinerlei Bedeutung hat.
Eine beinahe legendäre Actionsequenz beeinhaltet eine Flucht durch ein Hotel, bei der der Spieler Schränke vor Türen rücken und per Hand Riegel vorschieben muss, um seine Verfolger zu bremsen. Es gibt wenige Szenen in der Geschichte der Videospiele, die diesen 5 Minuten das Wasser reichen können.

Die Story ist dicht angelehnt an Lovecrafts " Schatten über Innsmouth" das mittlerweile zu einem Klassiker der Horrorliteratur avanciert ist. Absolut empfehlenswert auch als Hörbuch.

Amnesia: The Dark Descent (PC, MAC, Linux):


Man stelle sich vor, ein junger Mann namens Daniel erwacht im Jahre 1839 in einem alten Schloss in Preußen.
Ohne Erinnerung an das Wie und Warum man in diesen alten Hallen ist, macht man sich auf den Weg. Aus der Egoperspektive erkundet man die ersten Räume und findet eine Notiz, geschrieben von... Daniel selbst.
So erfährt man, dass Daniel seine Erinnerung gelöscht hat und sich selbst nun den Auftrag erteilt, Baron Alexander, der irgendwo im Schloß haust, unschädlich zu machen.
Bis hier ganz nett, aber noch nichts besonderes.
Aber: Das ganze Spiel ist physikbasiert. Das heißt, jede Schublade, jede Tür und jeder Hebel muss (auch in größter Hektik) per Hand umgelegt werden. Dinge müssen zusammengebaut werden und Physikpuzzle gelöst werden.
Der Spieler bekommt keine Waffen und ist im Grunde genommen ständig auf der Flucht.
Das klingt für den eingeschworenen Shooterspieler natürlich zuerst abschreckend, aber Amnesia spielt man nicht um zu gewinnen, sondern um herauszufinden welches Geheimnis das Schloss verbirgt und um in die Atmosphäre einzutauchen.
Und Atmosphäre gibt es jede Menge.


Amnesia bietet auch Feinheiten die andere Spiele nicht haben. So kann man z.B. die Türen auch nur einen Spalt öffnen und hindurchschauen. Sollte man allerdings etwas entdecken, was Daniel Angst macht, oder er zu lange in der Dunkelheit hockt, dann verliert er geistige Stabilität. Das kann soweit gehen, dass er Wahnvorstellungen hat und die Wesen, die im Schloß lauern, schneller auf ihn aufmerksam werden. Geistige Stabiltät lässt sich durch Licht wieder herstellen. Allerdings wird er so schneller von potenziellen Gegnern gesehen.

Eine kurze Geschichte:
Ich hatte mich bis in den Keller des Schlosses vorgewagt und stand nun vor einem Korridor, der mit brackigem Wasser überschwemmt war. Im Wasser standen und schwammen einige Holzkisten und ich dachte, dass es sicher eine gute Idee sei, diese als Weg zu wählen um trockenen Fußes durch den Korridor zu kommen.
Gedacht, getan: So sprang ich auf die erste Kiste, dann auf die zweite. Als ich die dritte anpeilte, hörte ich wie jemand oder etwas langsam durch das knietiefe Wasser watete.
Das Geräusch kam näher und ich konnte erkennen, wie sich das Wasser bewegte, aber die Gestalt die sich offensichtlich dort befand, schien unsichtbar zu sein.


Ich dachte ganz richtig, dass ich sicher wäre, solange ich nicht im Wasser sei. So wartete ich, bis die Schritte am anderen Ende des Korridors waren und sprang auf die dritte Kiste.... verfehlte sie und stand im Wasser.
Plötzlich preschte das unsichtbare Ding durch das Wasser mit wildem Getöse heran und gerade als ich es in meiner Panik endlich auf die dritte Kiste geschafft habe, stand es neben mir....und umkreiste die Kiste, lief um mich herum, und wartete ab.

Dies war die mit Abstand gruseligste Erfahrung die ich bisher in einem Spiel gemacht habe, und ich bin mit Amnesia noch nicht fertig.

Fast dabei gewesen wären:  Fatal Frame, Condemned 1 & 2, Resident Evil 4, Silent Hill 3, Metro 2033, Alan Wake, DayZ....und Thief 3 (Der Level: Shalebridge Cradle)

Wer also den Drang zum Gruseln verspürt und eben mal keine Lust auf Doom 3 oder die Resident- Evil- Reihe hat, dem seien oben genannte Titel wärmstens ans Herz gelegt.

Kommentare

  1. Und F.E.A.R. fehlt noch. Zumindest der erste Teil ließ ja schon bisweilen das Herzlein auf Hosenhöhe sinken!

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