Guardians of Middle Earth - Die etwas anderen Fünf Freunde


 Ich warte auf die Schlacht. Ein Counter zählt die Sekunden bis es losgeht...und es sind lange Sekunden.
Wir sind zu fünft. Aber es sind namhafte, ehrenwerte Streiter für die gute Sache.
An meiner (Haldir, der Elbenkrieger) Seite stehen Gandalf der Graue, Galadriel die Herrin der Elben, Legolas Grünblatt und Sauron der Schrecken von Mordor.... moment.... Sauron?
Jawoll, der ist auch dabei. Der ist recht nett und hat auch schwer was auf dem Kasten, der Sauron. Aber wie kam es dazu?



Wir befinden uns in Guardians of Middle Earth. Gerade frisch erschienen auf XBox-Live und PSN.
Guardians of Middle Earth ist ein MOBA.
Wer weiß was das ist (oder League of Legends, DotA2 oder Demigod gespielt hat), der mag die Erklärung überspringen.

Ein MOBA (Multiplayer-Online-Battle Arena) findet meist auf einer symmetrischen Karte mit drei Schneisen (Lanes) statt. Schaut etwa so aus wie auf dem heftig stilisierten Bild rechts.
Rot sind die jeweiligen Startgebiete der Helden (meist 5 pro Seite), Gelb sind die Lanes, Grün der Wald (bzw. das Niemandsland), und die blauen Punkte stellen Türme dar.
Ziel ist es, in den roten Bereich des gegnerischen Teams zu gelangen und deren Haupt-Quartier zu zerstören.
Das ist aber nicht ganz so einfach, denn aus jedem der beiden Hauptquartiere strömen Wellen von (meist 5-8) Soldaten die sich auf der schwarzen Linie treffen und, da sie gleichstark sind, gegenseitig auslöschen.

Und genau da kommen die Helden ins Spiel, denn wenn einer von ihnen mit einer Welle Soldaten mitläuft, haben die gegnerischen Soldaten keine Chance und die eigenen Leute können tiefer ins Gebiet der Gegner vordringen. Auf diesem Weg gibt es allerdings Türme. Diese schießen auf alles, was auch nur entfernt feindlich ausschaut. Diese gilt es auch aus dem Weg zu räumen, und so kämpft man sich immer näher ans Hauptquartier der Gegner....die ihrerseits nicht untätig sind und versuchen genau das Gleiche.
Auf diese Art trifft man sich unterwegs und bekämpft sich gegenseitig.
Dies ist taktischer als man meinen mag, und vor allem spannender.
Denn jeder Held hat einen Standardangriff und 4-5 Spezialfertigkeiten. Man steigt mit zunehmender Erfahrung im Level auf und verstärkt die Spezialfertigkeiten. Meist ist bei Level 15 Schluss.
Somit hat derjenige, der schnell levelt den Vorteil dass er stärker ist als die anderen. Daher ist auch der Tod zu vermeiden, denn der kostet Zeit. Anfangs nur ein paar Sekunden, dauert es gegen Ende über eine Minute bis man wieder aufs Spielfeld darf. Somit ist vorsicht und taktisches Denken angebracht.
Die Tatsache, dass in den meisten MOBAs mehr als 20 verschiedene Charaktere wählbar sind, macht die Sache noch spannender. Auch deshalb, weil pro Seite kein Charakter doppelt gewählt werden kann.
Die Landschaft bietet auch viele Möglichkeiten zum taktischen agieren.
In Büschen kann man sich verstecken und ist erst zu erkennen, wenn man angreift, oder ein anderer Spieler ins gleiche Gebüsch hüpft.
Ausserdem gibt es noch neutrale Monster im Wald, die nach ihrem Ableben den Spieler mit einem Stärkungszauber belegen.
Die Tatsache, dass es drei Lanes sind und fünf Spieler bedeutet, dass eine Lane immer ein wenig schwächer mit (nur einem) Helden bestückt ist. Hier gibt es im Profilager vieeeeele verschiedene Taktiken und Strategien. Meist sieht man aber auf der Minimap, wo einer der Kollegen in Bedrängnis ist und hilft aus, wenn man kann.
Dies klingt alles sehr kompliziert, ist es aber nicht. Nach ein oder zwei kurzen Matches hat man verstanden worum es geht und kann voll loslegen.

Zurück zu Guardians of Middle Earth.

Monolith hat das Kunststück geschafft, die MOBA Formel für die Konsole umzusetzen. Bisher hat sich das kein Spiel getraut, bis auf Awesomenauts und da wurde aus dem isometisch/3D-artigen Spielgelände ein 2d Sidescroller.
Guardians of Middle Earth glänzt mit einer durchdachten und vor allem sehr eingängigen Steuerung und einem gut gemachten Tutorial. Wer dies durchspielt erhält als Belohnung den spielbaren Gandalf.


Die grafische Aufbereitung der Herr der Ringe Saga trifft absolut ins Schwarze. Nicht nur das Aussehen ist mehr als gut getroffen, auch die Bewegungen der einzelnen Figuren wirken wie aus den Filmen übernommen.
Die Spezialfertigkeiten sind auch eine Klasse für sich. Gandalf zaubert einen Adler aus Feuerwerk herbei, der in einem bestimmten Bereich die Gegner schädigt. Éowyn ruft eine handvoll magischer Rösser herbei, die über die Feinde hinwegfegen, und Wulfrun ruft ein Fellbeast herbei, das aus der Luft angreift.
Wer zum Henker ist Wulfrun?

 
Die Charaktere sind eine spannende Mischung aus alten Bekannten wie Gandalf, Legolas, der Hexenkönig von Angmar usw. und einigen weniger bekannten Figuren aus Tolkiens Werk. Natürlich sind auch ein paar Zugänge aus dem Hobbit dabei (Ori, Nori und Thrain).
Die Hintergrundgeschichten sind kurz und knackig geschrieben und machen Lust darauf, mal wieder den alten Herr der Ringe aus dem Bücherregal zu holen.
Das Gameplay ist ein klein wenig vereinfacht. So fällt der Itemkauf während des laufenden Spiels weg. Dafür gibt es einen Gürtel den man mit Heilung, Stärkungszaubern und Ähnlichem füllen kann.
Dennoch habe ich wenige Spiele erlebt die spannender wären als Guardians of Middle Earth.
Hier werden so viele Möglichkeiten zum kreativen Einsatz von Fertigkeiten und Strategien geboten.
Lauere ich in einem Busch, oder erschlage ich den Troll und sichere mir damit einen Schutzzauber?
Andererseits könnte ich mich mit einem Kollegen zusammentun und wir stürmen mit Soldaten eine Lane, oder greifen gemeinsam einen Gegnerischen Wächter/Helden an und kassieren auf diesem Weg ordentlich Erfahrung?
Alles ist möglich.


Einzig und allein die Verbindungsprobleme sind ein wenig störend.
Grob gesagt eins von 8 Matches ist Lag geplagt oder bricht zusammen (So ist es jedenfalls bei mir. Einige haben mehr Zusammenbrüche, andere gar keine.). Monolith hat hier schnelle Besserung gelobt. Ich bin gespannt.
DLC wirds auch geben.
Wie bei League of Legends wird sich dieser hauptschlich um neue spielbare Charaktere drehen und ab und zu eine neue Karte beinhalten.
Bis dahin reichen die beiden Karten völlig aus, denn da sich jeder Charakter anders spielt (und ein beinahe komplett neues Spielerlebnis bietet) ist für Abwechslung erstmal gesorgt.

Zu strategischen Absprachen wird einzig der infernalische XBox-Live Sprachchat genutzt. Da es keinen Textchat gibt, hat man auch weniger Möglichkeiten beschimpft zu werden.
Was in z.B. League of Legends ein ernstes Problem ist (das Riot Games versucht mit einem "Tribunal" zu beheben, aber die Büchse der Pandora ist leider schon geöffnet).
Doch, wenn man sich ein wenig an den anderen Spielern orientiert, hat man schnell raus, was sie vorhaben. Und sich gegenseitig unterstützen geht auch prima ohne Chat.


Ich habe schon einige Stunden auf dem Schlachtfeld verbracht und kann vom reinen Gefühl her sagen, dass Guardians of Middle Earth das Potenzial hat, mich auf Monate hinweg zu fesseln.

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